Aktuelles
Nein zum geplanten Landeswassergesetz – Gewässerrandstreifen sind notwendig
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Biologe Dr. Thomas Chrobock ist entsetzt. Im neuen Landeswassergesetz ist geplant, Gewässerrandstreifen bis auf Hanglagen zu streichen. Damit würden wichtige Pufferzonen wegfallen. Werden neben Bächen und Flüssen Pflanzenschutzmittel benutzt, können diese nun ungehindert ihren Weg in die Gewässer finden. „Es sind leider nur zehn Prozent unserer Gewässer in einem guten ökologischen Zustand in Deutschland“, berichtet Chrobock. „Und besser wird es mit der geplanten Gesetzesänderung bestimmt nicht.“ Die Gewässerrandstreifen spielen zudem für viele Pflanzen und Tiere eine wichtige Rolle als Lebens- und Rückzugsräume. Durch den Wegfall der Flächen wird ihr Lebensraum massiv eingeschränkt beziehungsweise vernichtet.
Nisthilfen für Trauerseeschwalben eingeholt
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Die Brutsaison der Trauerseeschwalben ist am Niederrhein vorbei. Die von uns in der Emmericher Ward ausgebrachten Brutflöße wurden leider nicht von den Trauerseeschwalben angenommen. Aber wenigstens haben sie andere Vögel genutzt. Zudem fanden wir sehr viele Insektenlarven und Flohkrebse (Gammarus sp.). Letztere sprechen zumindest für eine relativ gute Wasserqualität. Wir hoffen, dass es im nächsten Jahr mit den Trauerseeschwalben klappt.

Die bepflanzten Flösse wurden eingeholt (Foto: Kaya Ludian).
Bodenuntersuchung vor dem Abschluss
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Für die Projektmaßnahmen, die einen Bodeneingriff erforderlich machen, haben wir eine Boden- und Baugrunduntersuchung in Auftrag gegeben. Diese ist nun fast abgeschlossen. Ziel war es, den Aufbau der Bodenschichten (Oberboden, Lehm, Kies, Sand usw.) an verschiedenen Stellen des Projektgebietes kennen zu lernen. Zudem wurde ein Teil der Bodenproben analysiert, um etwaige chemische Belastungen festzustellen. Aus unseren beiden bereits abgeschlossenen EU-Life-Projekten am Rhein (siehe www.life-rhein-bislich.de/cms und www.life-rhein-emmerich.de/de) wissen wir, dass in der Rheinaue diverse Schadstoffe abgelagert wurden. Diese stammen größtenteils aus den Industrieabwässern, die in der Vergangenheit in den Rhein gelangten und bei Hochwässern in der Aue abgelagert wurden. Hierzu zählen zum Beispiel Kupfer, Chrom, Nickel, Quecksilber sowie diverse andere zum Teil giftige chemische Verbindungen.

Bodenuntersuchung in der Emmericher Ward.

Die Bohrungen für die Untersuchung werden mehrere Meter tief eingebracht.

Ein Bohrkern wird für die Analyse vorbereitet (Fotos: Dr. Thomas Chrobock).
Vegetationskartierung – was Pflanzen uns erzählen können
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Artenschutz rückt nicht nur aufgrund der kürzlich gestarteten „Volksinitiative Artenvielfalt NRW“ ins Blickfeld informierter Menschen. Sie ist grundsätzlich ein Schlüsselthema beim Engagement für die Umwelt. Die Erfassung von seltenen und gefährdeten Pflanzen in den Naturschutzgebieten der NABU-Naturschutzstation Niederrhein spielt dabei eine grundlegende Rolle und gehört zu den Aufgaben der Landschaftsökologinnen Katja Plumbaum und Lisa Marga.

Landschaftsökologin Lisa Marga auf der Suche nach Wasser- und Sumpfpflanzen im Naturschutzgebiet Moiedtjes. (Foto: Isabel Schlurmann)
Mit Karte, Lupe und Bestimmungsbuch ausgestattet sind die beiden von Frühlingsanfang bis in den Hochsommer in den Naturschutzgebieten unterwegs, in denen sie für die Station die Vegetationskartierung durchführen. Das bedeutet, sie erfassen in welcher Kombination und Dichte die Pflanzen in den Gebieten vorkommen. Eine Zusammenstellung typischer Arten ergibt eine Pflanzengesellschaft. Beispiele sind etwa eine Sumpfdotterblumen-Wiese oder ein Orchideen-Buchenwald. Die Pflanzengesellschaften werden dann in eine Vegetationskarte eingetragen.
Die Summe der Arten, das heißt die Pflanzengesellschaften, geben Auskunft über Boden, Klima, Wasser und Bewirtschaftung. Selbst ohne das Gelände zu kennen, wissen Botaniker so anhand der Vegetationskarte sehr genau über die dortige Natur und den Zustand des Gebiets Bescheid.
Kartierungen sind Grundlage für alle Naturschutzmaßnahmen
„Wenn du nicht weißt, was vor Ort wächst, hast du keine Möglichkeit richtig zu handeln“, erläutert Katja Plumbaum den Zweck der Kartierungen. Und Lisa Marga ergänzt: „Die Verarmung und der Rückgang des Grünlands und von Feuchtgebieten in Nordrhein-Westfalen sind nur weitere Teile des großen Umwelt-Puzzles. Deshalb ist Artenschutz neben klimafreundlichem Handeln und Energiewende ein Schlüsselthema für eine lebenswerte Zukunft.“
Aktuell sehen Plumbaum und Marga unter anderem Auswirkungen der Trockenheit und eines Überschusses von Stickstoff in der Landschaft. So beobachten die beiden, dass Pflanzen, die Feuchtigkeit anzeigen wie die Kuckuckslichtnelke oder der Beinwell, zurückgehen. Auch Pflanzen, die so genannte magere Standorte benötigen, werden weniger. Dafür nimmt die nährstoffliebende Brennnessel zu. Was wir Menschen vermutlich erst in einigen Jahren als Folge von Klimakrise und Umweltverschmutzung zu spüren bekommen, zeichnet sich also schon jetzt in der Vegetation ab.
Anhand des Wissens aus den Kartierungen können konkrete Maßnahmen für den Naturschutz geplant und ergriffen werden. Das können etwa umfangreiche Veränderungen beim Wassermanagement wie etwa das Rückstauen von Gräben sein, aber auch kleinere Aktionen, zum Beispiel das Rückschneiden von Gehölzen oder das Anpassen des Mahd-Zeitpunkts. Da solche Maßnahmen nicht nur die Vegetation, sondern unter anderem auch den Wiesenvogelschutz und die landwirtschaftliche Nutzung betreffen, ist eine enge Abstimmung und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten erforderlich. Doch nicht alle dokumentierten Probleme lassen sich vor Ort lösen. Viele mitunter dramatische Entwicklungen, wie die Austrocknung der Landschaft, lassen sich nur durch politische Vorgaben abschwächen oder umkehren. Deshalb hat der NABU zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen die Volksinitiative Artenvielfalt NRW ins Leben gerufen. Diese ermöglicht es allen Bürgerinnen und Bürgern per Unterschrift für die Lösung dieser Probleme zu stimmen.
Arbeiten in diesem Jahr
In diesem Jahr beschäftigt sich Katja Plumbaum mit der Hartholz-Aue in der Emmericher Ward und dem Grünland in den Rindernschen Kolken. Auwälder sind durch periodisch einströmendes Wasser gekennzeichnet und für die Emmericher Ward gebietsprägend. Hier untersucht Plumbaum die Pflanzengesellschaften in Kraut-, Strauch- und Baumschicht. In den Rindernschen Kolken wird das Grünland unter die Lupe genommen. Das bedeutet, Wiesen und Weiden werden auf ihre Pflanzengesellschaften untersucht. Ähnlich sieht die Arbeit von Lisa Marga aus, die für die Gewässerpflanzenkartierung verantwortlich ist. Mit Wathose und Kescher bewaffnet untersucht sie dieses Jahr die Wasser- und Sumpfpflanzen im Naturschutzgebiet Moiedtjes.
Bei ihrer Arbeit erstellen die Landschaftsökologinnen neben der Vegetationskarte auch eine Artenliste, in der aufgeführt ist, wie viel Anteile jede Art vor Ort ausmacht. Pflanzen von der Roten Liste gefährdeter Arten oder mit besonderen Merkmalen, beispielsweise ein sehr hohes Alter bei Bäumen, werden gesondert dokumentiert. „Mir begegnen immer mal wieder Arten, die ich nicht kenne“, antwortet Plumbaum auf die Frage, ob sie alle Pflanzen aus dem Stehgreif bestimmen kann. „Das macht aber auch den Reiz bei der Arbeit aus: Man lernt immer dazu.“
Die beiden Landschaftsökologinnen erzählen mit Nachdruck, aber auch mit riesiger Begeisterung von ihrer Arbeit. „Den ganzen Tag draußen sein, nichts als Natur hören und sehen – das ist einfach toll“, sagt Lisa Marga. Und ergänzt dann: „Besonders schön ist es, wenn ich meine Begeisterung mit anderen teilen und diese damit für den Naturschutz gewinnen kann.“
Saatgut für floristische Aufwertung der Emmericher Ward gesammelt
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Ein Teil des Hochufers der Emmericher Ward soll im Rahmen des Projektes floristisch aufgewertet werden. Hierbei werden einige Pflanzenarten wieder eingebracht, die in der Emmericher Ward extrem selten geworden oder bereits verschwunden sind. Hierzu gehören zum Beispiel der Wiesensalbei (Salvia pratensis), die Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus) und die Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria).
Vor einigen Wochen haben wir bereits die Rhein-Halbinsel Salmorth, (ebenfalls ein Naturschutzgebiet und Teil des EU-Vogelschutzgebiets Unterer Niederrhein) gegenüber der Emmericher Ward besucht. Mit den Kollegen des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve haben wir dort erfolgreich nach möglichen Spenderflächen bzw. Spenderpopulationen der Arten gesucht. Mit der notwendigen Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Kleve konnten wie vor einigen Tagen Samen der oben genannten Arten sammeln.

Besichtigung einer Spenderfläche auf Salmorth: der Wiesensalbei in voller Blüte (Foto: Thomas Chrobock).

Samen des Wiesensalbeis werden gesammelt (Foto: Isabel Schlurmann).
Vorgängerprojekt abgeschlossen - Staffelstab übernommen
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Die NABU-Naturschutzstation Niederrhein hat das LIFE-Projekt „Fluss und Aue Emmericher Ward“ erfolgreich abgeschlossen. Dank einer neu geschaffenen, parallel zum Rhein verlaufenden durchströmten Nebenrinne sowie der Entwicklung eines größeren Auenwaldkomplexes entstand in der Emmericher Ward neuer Raum für Flussnatur von europäischer Bedeutung. Durch die eingeworbenen Projektmittel profitierte zudem die lokale Wirtschaft; das Projekt half somit, Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Das Gebiet ließ sich am Sonntag auch Landratskandidat Peter Driessen zeigen.
Projektleiter Klaus Markgraf-Maué blickt zum Projektende zurück: „Nach langen Vorbereitungen und dem Start des Vorhabens im Jahr 2012 dürfen wir heute abschließend feststellen: Die Mühen haben sich gelohnt.“ Ziel war es, den Lebensraum bedrohter Arten des Rheins und seiner Aue wiederherzustellen und zu erweitern, darunter Vogelarten wie Blaukehlchen, Eisvogel und Uferschwalbe, aber auch verschiedene Fischarten. Um die Fischpopulation nachhaltig zu sichern und zu vergrößern, sollten Lebensräume zum Laichen und Aufwachsen sowie zur Rast und Nahrungssuche geschaffen werden.
„Mittlerweile können wir sehen, dass große Jungfischschwärme in der Nebenrinne heranwachsen – geschützt vor dem Wellenschlag der Schiffe. Darunter finden sich auch die Zielarten des Projekts, wie Nase und Barbe. Sie gehören zu den anspruchsvolleren, strömungsliebenden Arten. Das heißt, es ist uns offenbar gelungen, mit der Nebenrinne einen neuen Lebensraum von hoher Qualität zu schaffen“, stellt Markgraf-Maué fest.
Bereits im vergangenen Jahr habe man in der Emmericher Ward zudem beispielsweise drei Brutreviere des Blaukehlchens zählen dürfen, berichtet der Projektleiter. „Sie befanden sich ausschließlich in dem Maßnahmenbereich im Umfeld der neuen Nebenrinne. So eine Anzahl gab es zuletzt 2002.“ Auch in diesem Jahr gebe es im Zuge der laufenden Brutsaison erste Beobachtungen, die auf neue Reviere in Weidengebüsch und Staudenfluren direkt an der Nebenrinne schließen lassen.
Darüber hinaus konnte dokumentiert werden, dass weitere Fische, Insekten und andere Rheinbewohner von dem neuen Lebensraum im Bereich von Nebenrinne und Aue profitieren.
Davon zeigte sich auch Landratskandidat Peter Driessen beeindruckt, der am vergangenen Sonntag an einer Exkursion ins Projektgebiet teilnahm: „Ich empfinde den heutigen Morgen als Bereicherung. Zum einen habe ich viel Wissenswertes über die Funktion eines Auenwaldes, den Wasserhaushalt in der Aue und die Rhein-Nebenrinne erfahren. Zum anderen durfte ich Menschen kennenlernen, die sich mit großer Freude, trotz teilweise erheblicher Widerstände, jahrzehntelang für Natur und Umwelt einbringen.“
Für die Umsetzung des LIFE+-Projektes in der Emmericher Ward standen rund 3,1 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Summe verteilte sich auf die gesamte Projektlaufzeit von 2012 bis 2020 und wurde zu einem großen Teil für Baumaßnahmen und Planungsleistungen eingesetzt. Der überwiegende Teil der Projektmittel wurde in der Region verausgabt, beispielsweise durch Aufträge an Unternehmen aus dem Kreis Kleve und der Gemeinde Emmerich.
Die Finanzierung erfolgte durch das Förderprogramm LIFE+ Natur der EU, das Land NRW, die Kurt Lange Stiftung, die HIT Umwelt- und Naturschutzstiftung, den NABU-Bundesverband und den Projektträger NABU-Naturschutzstation Niederrhein.
Mit dem abgeschlossenen Projekt ist die Arbeit der NABU-Naturschutzstation vor Ort nicht vorbei. „Wiederherstellung des Feuchtgebietscharakters der Rheinaue Emmericher Ward“ heißt ein neues LIFE-Projekt, mit dem sich die Naturschützer weiterhin für die Verbesserung des Zustandes der Rheinaue engagieren. Projektleiter ist Dr. Thomas Chrobock, der das Projekt auch auf der Exkursion vorstellte. Er machte deutlich, dass gerade vor dem Hintergrund der prognostizierten Folgen des Klimawandels der Erhalt dieses international bedeutsamen Feuchtgebiets für die Sicherung der Biodiversität sehr wichtig ist. Die Maßnahmen des Projektes werden derzeit im Detail geplant und ab Herbst 2021 umgesetzt.
Zur Projektwebsite de Vorgängerprojekts
Ausflug in die Emmericher Ward - unter anderem mit Landratskandidat Peter Driessen und mit Klaus Markgraf-Maué
(Foto: Dr. Thomas Chrobock)






